Was ist Gottesdienst? Was ist Gemeinde?

von Pfr. Jörg Gintrowski, März 2021

  1. Ein Traum von Gottesdienst
  2. Warum feiern wir Gottesdienst?
  3. Was geschieht im Gottesdienst? Eine biblische Orientierung
  4. Wo wollen wir hin? Gestaltungsziele für den Gottesdienst

1. Ein Traum von Gottesdienst

Gottesdienst TrueperwieseStellt euch das einmal vor: Es gibt Gottesdienste, die Menschen begeistern, inspirieren und ermutigen; Gottesdienste, die man auf keinen Fall verpassen möchte, Es gibt Gottesdienste, für die Menschen weite Wege und Mühen in Kauf nehmen, um dabei zu sein. Es gibt sie wirklich, solche Gottesdienste, zu denen jeder fröhlich und ohne sich zu schämen seine besten Freunde einlädt und zu ihnen sagt: "Das musst du gesehen haben!" In Krelingen (Lüneburger Heide) habe ich das erlebt; oder in New York: Da war die Straße voll mit Menschen, die in langen Schlangen anstanden, um an einem solch begeisternden Gottesdienst teilnehmen zu dürfen. Auch in Deutschland gibt es das: Gottesdienste, die derart erfrischend sind, dass Menschen viel einsetzen, um dabei sein zu dürfen.

Andererseits gibt es auch das – sogar für den größten Teil unserer Gemeindeglieder: Gottesdienst kommt in ihrem Leben nicht vor. Anscheinend fehlt ihnen nichts dabei. Für sie ist der Gottesdienst eine überflüssige Veranstaltung. Diese Menschen müssen wir im Blick haben, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte, denn auch ihnen möchte Gott begegnen. Es geht also nicht nur darum, was uns gefällt oder gut tut. Wir brauchen eine Sicht für die große Mehrheit in unserer Stadt, die die Faszination des Gottesdienstes erst noch entdecken sollen!

Dann gibt es auch Menschen, für die der Gottesdienst eine Art Pflichtveranstaltung ist, so wie der jährliche Zahnarztbesuch. Man graut sich zwar davor, aber es muss halt sein. Weil ich Christ bin, gehe ich dahin und lasse es über mich ergehen. Durch Gesichtsausdruck und Körperhaltung geben diese Besucher ihr Verhältnis zum Gottesdienst zu erkennen. Ungefähr so entspannt und fröhlich wie man es eben beim Zahnarzt ist.

Und es gibt Leute, für die der Gottesdienst eine gute Gewohnheit und ein wichtiges Element in ihrem Leben ist. Sie schätzen die liebgewordenen Lieder und die Liturgie, aber auch neue Ideen und Anregungen, die ihnen im Gottesdienst begegnen. Sie haben die Überzeugung: "Es ist gut für mich, regelmäßig dabei zu sein, es gehört zu meinem Leben einfach dazu."

Taufe SilvanaSo wertvoll diese Einstellung ist – Gottesdienst kann noch mehr bedeuten: "Eine Gemeinde, die es riskiert, eine wunderbares Fest zu feiern, weil ihre ausgelassene Freude an Jesus so groß geworden ist! Das ist der Traum, den uns der Herr geschenkt hat." (Christian Schwarz) Dieser Traum kann Wirklichkeit werden, so dass viele Christen sagen: "Gottesdienst ist ein beflügelndes Erlebnis für mich! Ich treffe Menschen, die liebevoll und freundlich auf mich zugehen. Ich staune und erlebe, dass Gott mir Dinge hilfreich oder schmerzlich klarmacht. Ich mache meinem Herzen Luft – was mich bewegt oder belastet – das alles bringe ich vor Gott. Mit Hören und Fühlen, mit Singen und Sprechen, mit Stehen und Knien erlebe ich Gott und die Gemeinschaft der Christen. Gott freut sich darüber, ich selbst werde gestärkt, anderen wird gedient."

2. Warum feiern wir Gottesdienst?

Es war für mich eine aufregende theologische Entdeckung, dass es im neuen Testament kein eigenes Wort für das gibt, was wir "Gottesdienst" nennen. Wenn das Neue Testament Gottesdienste beschreibt, redet es von einer "Versammlung" oder vom "Zusammenkommen in der Ekklesia". Das Wort "Ekklesia" wird in der Regel mit "Gemeinde" übersetzt. Von dem alttestamentlichen Wort "kahal" her bezeichnet es die Vollversammlung des Volkes Gottes im alten Israel. Auch in der Hauptstadt der antiken Welt, in Athen, wurde die Vollversammlung des Volkes "Ekklesia" genannt. In dieser Vollversammlung wurden wichtige Entscheidungen getroffen, z.B. über Krieg oder Frieden, über Einsetzung oder Absetzung von Regierungen, über Geld, Verbannung, usw…

Taufe SaaleWenn nun das Neue Testament die Gemeinde "Ekklesia" nennt, dann sagt es damit, dass die Zugehörigkeit zur Gemeinde und das Erscheinen im Gottesdienst ein und dasselbe sind. Diese Beobachtung wird durch viele andere Stellen bestätigt: So werden z.B. im 1. Korintherbrief 5,4 Christen als die bezeichnet, "die zusammenkommen im Namen Jesu". In Jakobus 2,2 ist davon die Rede, dass ein Besucher in die "Gemeinde" kommt, was hier gleichbedeutend damit ist, dass er in die gottesdienstliche Zusammenkunft hineinkommt.

Von dieser Einsicht her können wir neu begreifen, was Christsein und Gemeinde ist. Viele haben nämlich einen institutionellen Gemeindebegriff, wonach zur Gemeinde diejenigen gehören, die in der Mitgliederdatei enthalten sind. Andere haben einen vergeistigten Gemeindebegriff, wonach alle, die getauft sind und an Jesus Christus glauben, die Gemeinde sind, unabhängig davon, ob sie in auftauchen oder nicht. Diese Gläubigen nennt Augustinus die "unsichtbare Kirche", weil sie wegen ihrer Abwesenheit für uns nicht zu sehen sind. Demgegenüber sagt das Neue Testament: Gemeinde ist eine sichtbare Wirklichkeit der Menschen, die zum Beten, Predigen, Hören und Singen zusammenkommen. Dietrich Bonhoeffer sagt: Gemeinde ist der "Leib" Christi – und einen Leib kann man sehen und anfassen.

Aufwind Bibel KreuzWo also ist Gemeinde? Da wo Gottesdienst gefeiert wird! Wenn also der Volksmund sagt: "Heute ist Kirche" – dann kann man diesen Satz ganz wörtlich nehmen. Oder wenn der Pfarrer die Predigt beginnt mit der stereotypen Anrede "Liebe Gemeinde!" – dann benennt er die Wirklichkeit. Wo Gottesdienst ist, ist Gemeinde. Wer im Gottesdienst ist, gehört zur Gemeinde.

Das war auch die Überzeugung unserer Glaubensväter. Martin Luther sagt: "Es weiß gottlob ein Kind von 7 Jahren, was die Kirche sei, nämlich die Schäflein, die ihres Herrn Stimme hören." (Schmalkaldischer Artikel 3) Die Menschen also, die auf die Stimme Jesu Christi hören, das ist die Kirche. Und unser grundlegendes Augsburger Bekenntnis sagt in Artikel 7: "Gemeinde (Ekklesia) ist die Zusammenkunft der Gläubigen, in der das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente recht verwaltet werden." Gemeinde sind die, die zusammenkommen.

Die Reformatoren verstehen die Gemeinde als ein "Geschöpf des Wortes Gottes". Dadurch, dass das Evangelium immer wieder neu den Glauben an Christus weckt, wird durch das Wort immer wieder neu Gemeinde geschaffen. Insofern kann man sagen: An jedem Sonntag wird die Gemeinde neu erschaffen und ins Dasein gerufen.

Dass der Gottesdienst die Keimzelle und der Herzschlag der Gemeinde ist, hat Bischof Wolfgang Huber deutlich gemacht. Er stellt fest, dass auch die Außenwahrnehmung der Gemeinde durch die Gesamtbevölkerung am Gottesdienst orientiert ist: Eine Gemeinde ist real und im Bewusstsein der Öffentlichkeit so stark, so attraktiv und so lebendig wie ihr Gottesdienst.

Gottes Heilsplan mit der Welt hat seine Mitte darin, was durch Jesus Christus geschehen ist. Er setzt sich aber heute fort und wird wirksam dadurch, dass das Wort von der Gnade die Menschen erreicht. Sie gelangen in das Reich Gottes und werden in Ewigkeit gerettet, wenn sie im Glauben die Heilsmittel empfangen, durch die Gott ihnen Gnade schenkt. Die Menschen werden durch Gott erreicht, indem sie die Botschaft von Jesus hören. Diese Botschaft kann man in dem Satz zusammenfassen: "Dir sind um Christi willen deine Sünden vergeben!" Diese Botschaft begegnet uns einmal als gesprochenes Wort in Predigt, Lesungen und Glaubenszeugnissen, das andere Mal als sichtbares und greifbares Wort in Gestalt der Sakramente.

Gottesdienst Trueperwiese PredigtFür Martin Luther hat die Predigt erste Priorität. Denn sie ist "viva vox evangelii", die "lebendige Stimme des Evangeliums". In ihr wird die Gnadenbotschaft so persönlich und aktuell zugespitzt, dass der Hörer sie in Sündenerkenntnis und Glauben ergreifen kann. Dabei bezieht sich Luther auf Römerbrief 10 Vers 14 und 17: "Wie sollen sie aber an Christus glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? … So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi." Weil Gott in erster Linie durch das ausgelegte Bibelwort Glauben und Gemeinde schafft, geht Martin Luther so weit, zu sagen: "Wo nicht gepredigt wird, da ist kein Gottesdienst"

Dagegen kann man zu Recht einwenden, dass die Austeilung des Evangeliums auch in anderem Umfeld z.B. durch Gespräche in Kleingruppen oder durch Seelsorge geschehen kann. Das stimmt, aber das reicht nicht aus. Christian Möller sagt: "Allein der geregelte Sonntagsgottesdienst wird der Härte des täglichen Lebens gerecht. Nur durch die sonntägliche Konzentration auf Wort und Sakrament kann die Zersplitterung der Gemeinde abgewendet werden. Hier ist der Mittelpunkt und die Vollversammlung des Gemeindelebens."

Wenn das stimmt, sind auch andere Formen der Weitergabe des Evangeliums sinnvoll und nötig, aber nicht in gleicher Weise entscheidend und unverzichtbar wie der Sonntagsgottesdienst.

3. Was geschieht im Gottesdienst? Eine biblische Orientierung

Das gottesdienstliche Leben der Urgemeinde wird in Apostelgeschichte 2,42 mit einem Satz beschrieben: "Sie blieben beständig in der Apostellehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet." Unter Apostellehre kann man Auslegungen, Bibelarbeiten, Predigten und dergleichen verstehen; die Gemeinschaft reichte über den Gottesdienst hinaus und umfasste das gemeinsame Leben, das tägliche Zusammensein und die Gütergemeinschaft. Mit dem Wort Brotbrechen sind sowohl gewöhnliche Mahlzeiten wie auch die Abendmahlsfeier bezeichnet. Für das gemeinsame Gebet gibt es zahlreiche Illustrationen im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte.

Segnung GemeindeleitungMan kann aus dieser und anderen neutestamentlichen Stellen erkennen, dass der Gottesdienst sich in zwei Richtungen vollzieht: zum einen vertikal in der Beziehung zwischen Gott und den Christen und zum anderen horizontal in der Beziehung der Christen untereinander.

Die vertikale Beziehung bringt Martin Luther bei der Einweihung der Schlosskirche in Torgau treffend zum Ausdruck, wenn er erwartet, "dass nichts Andres darin (im Gottesdienst) geschehe, als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang." In diesem klassischen Satz ist wunderbar zum Ausdruck gebracht, dass im Gottesdienst tatsächlich eine lebendige Begegnung von Gott und seinen Kindern geschieht. Was allerdings fehlt, ist die Beziehung der Gläubigen untereinander, die Gemeinschaft der Christen! Hier war Martin Luther ein Kind seiner Zeit, denn für ihn sind Christengemeinde und Bürgergemeinde noch deckungsgleich. Somit war der Gottesdienst mehr eine gesellschaftliche Veranstaltung als ein Familientreffen der Christen. Obwohl in der Lehre vom allgemeinen Priestertum ein Ansatz für die gottesdíenstliche Beteiligung der Gemeindeglieder vorhanden ist, haben die Reformatoren durch einen überhöhten Amtsbegriff die Spaltung von Amtsinhabern und Laien und damit die faktische Unmündigkeit der Gemeinde zementiert.

Aufwind TanzgruppeWas uns dagegen im 1. Korintherbrief 10-14 begegnet, der ausführlichsten Beschreibung des Gottesdienstes im Neuen Testament, sieht ganz anders aus: Die ganze Gemeinde ist im Gottesdienst engagiert, durch vielfältige Gebete, verschiedene Auslegungen von Seiten der Gemeindeglieder, durch gemeinsames Essen, ähnlich wie bei den Mahlfeiern Jesu und durch das Abendmahl. "Wenn ihr zum Gottesdienst zusammenkommt, hat jeder etwas beizutragen: Der Eine singt ein Lied, ein Anderer legt die Heiligen Schriften aus, ein Dritter hat eine Weisung von Gott. Wieder Einer spricht in Sprachen des Geistes, und ein Anderer hat die Erklärung dazu. Aber alles soll zum Aufbau der Gemeinde dienen." (1. Korintherbrief 14,26) Der entscheidende Satz scheint mir zu sein: "Jeder hat etwas beizutragen!"  So ist auch in Kolosserbrief 3,16 von vielgestaltigen musikalischen Elementen und von gegenseitiger Ermahnung im Gottesdienst die Rede. Gottesdienst ist im Neuen Testament durchweg ein Wechselgeschehen der Christen untereinander und keine Einbahnstraße vom Amtsinhaber zur Gemeinde.

4. Wo wollen wir hin? Gestaltungsziele für den Gottesdienst

Von den oben stehenden Einsichten her ergeben sich konkrete Anforderungen an unsere Gottesdienstgestaltung.

Hören auf das Wort

Carlos predigtWir hören auf Gott durch das ausgelegte Bibelwort in seinem aktuellen Lebensbezug. Das muss nicht nur in der Predigt geschehen, auch andere Formen, wie Bibelgespräch und Austausch über Entdeckungen in der Bibel sind möglich.

Beteiligung

Gottesdienst ist ein Geben und Nehmen. Jeder Christ bekommt von Gott geistliche Einsichten, Glaubenserfahrungen und Erkenntnisse geschenkt. Auf diese Erfahrungen und Einsichten ist die ganze Gemeinde angewiesen. Darum muss der Gottesdienst allen Raum bieten, das einzubringen, was Gottes Geist der Gemeinde durch sie schenken möchte. Es ist nicht akzeptabel, wenn die "Priester und Könige" (1. Petrusbrief) nur Zuhörer und unbeteiligte Zuschauer sein dürfen.

Gemeindebezogenheit

Wenn der Gottesdienst der Pulsschlag und das Zentrum der Gemeinde ist, dann soll in ihm auch das vorkommen, was ansonsten in der Gemeinde geschieht. In einer Volksversammlung geschieht auch Meinungsbildung, Austausch und Entscheidungsfindung. Wie in einem Sammelbecken strömt im Gottesdienst das zusammen, was unter der Woche in der Gemeinde geschehen ist. Er ist eine Informationsbörse, die es allen Christen ermöglicht, das im Gebet und Glauben mitzutragen, was in einzelnen Kreisen und Gruppen geschehen ist.

Zugänglichkeit

Wenn nach Bischof Huber der Gottesdienst die Visitenkarte der Gemeinde ist, dann soll er einleuchtend und überzeugend für Außenstehende sein. Sie sollen mitvollziehen können, was hier geschieht, ohne durch für sie peinliche Situationen überrascht zu werden. Im besten Fall eröffnet ihnen der Gottesdienstbesuch einen Zugang zu eigenem Glauben: "Stellt euch vor, die ganze Gemeinde versammelt sich, und sie hören euch in unbekannten Sprachen reden… Wenn dann Neulinge oder Ungläubige hereinkommen, werden sie euch bestimmt für verrückt erklären. Wenn ihr stattdessen verständlich von Gott redet und dann ein Ungläubiger oder ein Neuling hereinkommt, wird ihm alles, was er hört, von seiner Schuld überzeugen. Er würde von allem überführt was in seinem Herzen verborgen ist und so würde er sich niederwerfen, Gott anbeten und bekennen: "Gott ist mitten unter euch!" (1. Korintherbrief 14,23-25)

Verständlichkeit

Weil der Glaube auf das Verstehen angewiesen ist, haben die Reformatoren die lateinische Messe abgeschafft. Sie haben in verständlichem Deutsch gepredigt und die Bibel übersetzt. Es kann deshalb nicht sein, dass wir Gottesdienste in einer Sprache und mit Ritualen feiern, die vielen Zeitgenossen unverständlich bleiben. In 1. Korintherbrief 14 ist die Pointe der Auseinandersetzung des Paulus mit der Gemeinde in Korinth, dass die Rede in unverständlichen Sprachen viele Gottesdienstteilnehmer davon ausschließt, was Christus ihnen sagen möchte. 

Lob, Hingabe und Fest

Aufwind Advent LobpreisJeder Sonntag ist ein kleines Auferstehungsfest; die frohe Botschaft vom Sieg über die Sünde und den Tod lässt uns singen und tanzen. Diese Freude darf sich bunt und reich ausdrücken. In Musik und Bildern, in Tanz und Liedern geben wir Gott die Ehre und den Dank für das, was er an uns getan hat.

Spontaneität

Der Geist Gottes weht, wo er will (Johannes 3) und ihn sollen wir nicht dämpfen. Darum sollte es möglich sein, z.B. spontan für einen Kranken aus der Gemeinde zu beten. Es sollte möglich sein, dass jemand ein Lied vorsingt, oder dass ein aktueller Bericht von der Kirchen-Putzaktion gegeben wird, so dass durch viele Beiträge die Lebendigkeit der Gemeinde für alle erfahrbar wird.

Begegnung

OsterbrunchWenn der Gottesdienst das Familientreffen der Kinder Gottes ist, sollten wir Formen der Begegnung untereinander suchen! Wenn ich bei einem Familientreffen war, weiß ich hinterher, wie es dem anderen geht, was ihn bewegt, was ihn freut oder belastet. Eine Familie dagegen, in der das Wohl und Wehe meiner Schwestern und Brüder mir unbekannt oder sogar gleichgültig bliebe, so eine Familie wäre sicher nicht gesund.

Im urkirchlichen Gottesdienst hat man gemeinsam gegessen, sich ausgetauscht, gebetet und gesungen (Apostelgeschichte 20,7-12). In einem Gottesdienst habe ich es erlebt, dass die Stühle zueinander gedreht wurden und in kleinen Gruppen Bibelgespräche stattfanden. In katholischen Gemeinden ist es üblich sich vor dem Abendmahl den Friedensgruß gegenseitig zuzusprechen (darin sind sie evangelischer als wir). Kirchkaffee oder Mittagessen im Anschluss sind sicher sinnvolle Einrichtungen, aber kein Alibi dafür, Möglichkeiten der gegenseitigen Begegnung im Gottesdienst selbst zu finden.

Wie können diese Gestaltungsziele in unserer Praxis umgesetzt werden? Was sollten wir verstärken, was ausprobieren, was ändern? Wenn viele ihre Ideen mitbringen, kommen wir dem Traum von Gottesdienst einen Schritt näher!